Stellen Sie sich vor, die Unternehmen Apple, Google und Amazon würden ihre Businessmodelle kombinieren. Der Zusammenschluss könnte ein gewaltiges Erdbeben in den Märkten unserer Welt auslösen. Hyper-Disruption nennen Jo Caudrons und Dado van Peteghem, die Autoren der Publikation „Digitale Transformation“, dieses Vorgehen.
Sie haben in ihrer Untersuchung zehn digitale Geschäftsmodelle geclustert, die Pioniere in den letzten Jahren erfolgreich gemacht haben. In der Verbindung ebendieser sehen sie die nächste Evolutionsstufe.
Und warum auch nicht? Ein einzelnes Geschäftsmodell kopieren kann schließlich jeder. Durch kluge Kombination jedoch könnte der Angriff auf die Konkurrenz gleich auf mehreren Ebenen stattfinden. Und die Hebel, Geld zu verdienen, würden sich damit multiplizieren.
Auf der Suche nach der Hyper-Disruption gehen wir verschiedene Geschäftsmodelle durch und identifizieren die individuellen Möglichkeiten der Verbesserung und damit das beste Vorgehen:
1. Das Subscription-Modell: Angreifen über das digitale Abo
Als Einstieg in die Welt der Hyper-Disruption könnte das Subscription-Modell dienen. Unternehmen wie Netflix oder Napster bieten es beispielsweise über ihre Film- und Songsammlung an. Per Monatsabo kann man so viel Content streamen wie man will – und das zu einem überschaubaren Preis.
Der Lock-in-Effekt ist dabei inklusive: Der Kunde scheut einen Anbieterwechsel wegen des damit verbundenen Aufwands und der Kosten – als Konsequenz bleibt er treu. Wie könnte man nun einen hyper-disruptiven Effekt erzielen?
2. Das Freemium-Modell: Gewinnen über das Prinzip der Limited Edition
Warum sollte man das Abo nicht auch mit einer künstlichen Verknappung kombinieren? Beispiele dafür: LinkedIn oder Spotify.
Die Idee: Durch eine kostenlose Basisversion wird die Barriere gesenkt, einen Dienst zu nutzen. Reicht dem Kunden der limitierte Service nicht, könnte er auf die bezahlte Vollversion upgraden. So erlaubt es das Freemium-Modell, gleich mehrfach zu verdienen – in der Gratisversion durch den Gewinn von Nutzerdaten und somit Werbeeinnahmen, in der Bezahlversion zusätzlich zum Beispiel durch den Abo-Effekt.
3. Das Free-Modell: Regieren durch Datenherrschaft
Ganz und gar kostenlos funktioniert das Free-Modell von Google oder Facebook. Der Deal: Der User schenkt den Unternehmen sein wertvollstes Gut – seine Daten. Wissen bedeutet Macht und Macht in den meisten Fällen Geld. Mailadressen, Hobbys, Freunde – Google & Co. verdienen Milliarden, indem sie ihren Datenschatz der Werbeindustrie zur Verfügung stellen.
Und warum nicht eines Tages ins Freemium-Modell überwechseln, das ja in sich schon hyper-disruptiv ist – durch die freie Einstiegs- und eine kostenpflichtige Premium-Version.
Google-Dienste gegen Bezahlung: das wäre das nächste Level der Hyper-Disruption.
4. Das Marketplace-Modell: Verdienen durch Provision
Nehmen wir uns ein Beispiel am Unternehmen ebay. Die größte digitale Auktionsplattform der Welt macht Geschäft, indem sie Dritten auf ihrem gigantischen E-Commerce-Portal das Geschäftemachen ermöglicht. Waren anbieten, ersteigern, verkaufen: An jeder Transaktion verdient eBay Provision. Und wer sollte eBay davon abhalten, künftig selbst Powerseller auf seinem eigenen Marketplace zu werden?
Zugegeben, diese These ist spekulativ, aber hyper-disruptive.
5. Das Hypermarket-Modell: Rendite in Massen
Vorbild für eBay könnten dabei digitale Versandkolosse wie Amazon oder Zalando sein. Sie arbeiten mit riesigen Produktmengen und einer gewaltigen Marktmacht. Ziel dieser hochaggressiven Akteure des Hypermarkets ist es, die Konkurrenz durch einen gnadenlosen Preiskampf vom Markt zu drücken.
Warum nicht künftig per Abo? Schuhe als Flatrate: Das wäre ein hyper-disruptiver Ansatz. Und die Erweiterung des Produktspektrums um Frischwaren wäre eine weitere Überlegung und würde etablierte Supermarktketten attackieren – am besten mit einem eigenen Lieferservice à la Lieferando.