Disruption fängt oft im Kleinen an, eben weil geniale Ideen anfangs selten ausgereift sind. Kleine Start-ups profitieren von ihrer schlanken Struktur indem sie agil und flexibel unter hohem Zeitdruck eine innovative Geschäftsidee zum Test beim Kunden treiben. Scheitern sie, so halten sich die Kosten in Grenzen und sie können das Produkt erneut rasch anpassen und verbessern, bis es auf dem Markt Zuspruch erhält. Digitale Transformation bleibt so auch mit seinen Risiken unternehmerisch tragbarer als lang gereifte Lösungen, die in der konventionellen Produktentwicklung entstehen und kontinuierlich Kosten generiert haben.
Diese dynamischen Start-ups setzen große Unternehmen durch ihre Agilität gehörig unter Druck. Sowohl in der Entwicklung als auch die Plattformen für deren Vertrieb. Over-The-Top-Dienste (OTT) wie WhatsApp und Netflix nutzen für innovative Produkte die Infrastruktur bestehender Dienste, ohne diese zu zahlen. Mit sehr großem wirtschaftlichen Erfolg. Facebook begegnete dem Erfolg von WhatsApp vorbeugend mit einer strategischen Übernahme für 19 Milliarden Dollar.
Dies können und wollen andere Unternehmen nicht. Sie gehen andere Wege, die nicht weniger erfolgsversprechend sind, wie zum Beispiel Telefónica O2. Der spanische Anbieter für Telekommunikation gehört mit 25 Millionen Kundenanschlüssen in Deutschland zu einem der großen Player, die beiden Marken O2 und E-Plus sind fest etabliert.
Agilität der Kleinen für die Großen
Marcus Leptien ist Leiter des Innovationsteams von Telefónica O2 und geht für die Entwicklung digitaler Produkte gegenüber Start-ups in die Offensive. Der große Konzern lebt in der Entwicklung digitaler Produkte den Unternehmerspirit eines kleinen Start-ups, dank der Lean Start-up-Methode. Erste Erfahrungen schreiben eine Erfolgsstory der Produkt-Entwickler: statt wie üblich ein halbes Jahr entwickeln sie nun binnen sechs Wochen neue Apps. Dies spart Telefónica bis über 80 % Kosten ein.