Start-up
Start-up Ecosystems als Wettbewerbsvorteil nutzen

Was haben The Valley, Silicon Wadi und Babelsberg gemeinsam?

Was ist ein Start-up Ecosystem? Wie viele und welche Zahnräder müssen eigentlich zusammengreifen, um ein funktionierendes Start-up Ecosystem zu etablieren? Und wie können etablierte Konzerne Teil eines solchen Ökosystems werden?
Diesen Fragen gehen Alex Pawlowski und Philip Schmidt auf unseren Lectures auf den Grund. Vorab erzählen sie, was ein solches Ecosystem ausmacht und was Unternehmen von Start-ups lernen können.

Was genau ist ein Start-up Ecosystem?
Ein Start-up Ecosystem beschreibt Ökosysteme aus Teilnehmern, die durch den Gedanken der Co-creation (der gemeinsamen Mitgestaltung von Akteuren) neuen Mehrwert generieren sollen. Wichtig hierbei ist der Gedanke eines selbst verstärkenden Zyklus und eines aktiven Profitierens aller Akteure untereinander.

Start-ups sind dabei Dreh- und Angelpunkt des Geschehens, weil sie einerseits auf die Unterstützung anderer Akteure angewiesen sind und andererseits durch ihre flexible und innovative Natur dem System gewisse Mehrwerte bieten. Zum Beispiel schaffen Start-ups Arbeitsplätze oder sind dienlich, um neue Produkte und Services zu entwickeln und anzubieten.

Als teilnehmende Akteure innerhalb des Systems treten üblicherweise Universitäten, Investment- sowie unterstützende Organisationen (wie Inkubatoren, Co-Working Anbieter etc.), Forschungseinrichtungen, Service Anbieter aber auch größere Unternehmen als Partner auf. Einen ähnlich hohen Stellenwert haben hier ebenso die lokale Regierung und staatliche Körper wie Wirtschafts-, Industrie- und Handelseinrichtungen.

Was macht das Silicon Valley so besonders?
Das Silicon Valley hat vor allem einen zeitlichen Vorsprung – dieses Ökosystem erlangte ab den 1950ern hohe Bekanntheit und Status für den Bereich Halbleiterproduktion. Bis dahin dominierten die Agrarindustrie und das Ranching die Region. Besonders war ab jenem Zeitpunkt das explosive Wachstum in der Anzahl an Unternehmen, die sich der Forschung und Entwicklung in diesem Bereich widmeten. 
Die Halbleiterindustrie bestimmte in ihrer Funktion maßgeblich das gesamte technologische Feld (Computer und Raumfahrt). Durch diesen Standort erlangte nicht nur „The Valley“ entscheidende Bekanntheit, bekannte Technologiekonzerne und damit die Vereinigten Staaten erhielten auch einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil.

Wie vorhin schon erwähnt, unterliegen funktionierende Ökosysteme einem selbstverstärkenden Zyklus. Durch mehr Bedarf (hier: Halbleitern) kam mehr Investment zustande, durch mehr Investment mehr Unternehmen und Talente und damit Wissen. Der Grundstein wurde hier sehr früh gelegt und besteht bis heute.

Heute wird es jedoch interessant: denn Unternehmen und Personen sind nicht mehr standortgebunden – Arbeit und Kapital wandern, d. h. der Erfolg einzelner Ökosysteme ist reproduzierbar. Das können wir aktuell rund um die Welt beobachten und erwarten mehrere bereits sichtbare Erfolge in anderen Ecken der Welt, natürlich auch in Deutschland.

Große Unternehmen, die ohnehin durch zu viel Struktur und Entscheidungsprozesse gelähmt sind, können durch Ökosysteme mit all der Diversität und dem Ressourcenreichtum schnell Impulse liefern.

Alex Pawlowski, Associate

Was haben denn The Valley, Silicon Wadi und Babelsberg gemeinsam?
Weit voneinander entfernte Orte – beherbergt jedes dieser Ökosysteme herausragendes, individuelles Wissen, Talente und Unternehmen in seinen jeweiligen Kernindustrien.

Tel Aviv (Silicon Wadi) z. B. führt weltweit im Bereich Cybersecurity. Babelsberg kann deutschlandweit durch seine hohe Kompetenz im Bereich Medien-Technologie punkten. Das Valley in und um San Francisco kennt man zumindest namentlich für den Bereich Softwareentwicklung.

Im Kern vereint diese Orte der bunte Mix aus starken Kompetenzen, enormer Kreativität und dem generellen Anspruch nach Wettbewerbsfähigkeit. Organisationen, staatliche Organe und Unternehmen fördern die Entwicklungen dieser Kompetenzen weiter und die Digitalisierung beschleunigt dies, individuell, regional, national und zukünftig weltweit – Start-up ecosystems machen es möglich.

Was können sich große Organisationen von Start-ups abschauen?
Eine ganze Menge – und das müssen sie in der heutigen Zeit sogar! Wir geben hierzu gerne zwei besondere Beispiele:

1. Große Unternehmen, die ohnehin durch zu viel Struktur und Entscheidungsprozesse gelähmt sind, können durch Ökosysteme mit all der Diversität und dem Ressourcenreichtum schnell Impulse liefern. Das Entwickeln und Verproben von neuen Produkten geht mit einem Start-up viel schneller. Durch die – oft auch räumliche – Nähe in einem Ökosystem ist es einfacher, an Kundenfeedback zu kommen und dadurch vielversprechende Ansätze weiterzuverfolgen.

2. Die Kultur! Innovationen in großen Unternehmen verlangen nach Veränderungen. Diese sind schwer zu implementieren, wenn das generelle Denken keine neuen Ideen zulässt. Natürlich haben große Unternehmen viele Vorteile – sie sind jedoch heute mehr dazu gezwungen, Veränderungen anzunehmen und zu einem Teil ihres Werteschemas zu machen, um sich selbst oder Teile ihres Portfolios neu zu erfinden.

Interview mit
Philip Schmidt, Senior Consultant, Cassini Consulting
Philip Schmidt
Management Consultant
Alex Pawlowski, Associate, Cassini Consulting
Alex Pawlowski
Associate
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