Grünes SEO als Bestandteil der Green IT in Zeiten der Digitalisierung.
Nachhaltigkeit

Grünes SEO als Bestandteil der Green IT in Zeiten der Digitalisierung.

Die Möglichkeiten, eine Webseite nachhaltiger zu gestalten, sind zahlreich. Die SEO-Basics bieten dabei die Grundlage für eine enorme Datenersparnis und sind daher der größte Hebel für die Reduktion von CO2-Emissionen. Konsument*innen werden nicht nur immer sensibler für Nachhaltigkeitsthemen, sondern „grüne“ Maßnahmen gewinnen immer mehr an strategischer Relevanz. Das Thema Nachhaltigkeit sollte daher beim nächsten Relaunch fest integriert werden, denn Verbesserungen an der eigenen Webseite bedeuten sofortiges Einsparen von CO2.

Viele Ursachen des menschengemachten Klimawandels sind im Allgemeinen bekannt: Emissionen, die durch den Einsatz fossiler Energieträger in den Sektoren Energie und Industrie, Verkehr, Bau und Landwirtschaft, entstehen, werden als Hauptursachen für die globale Erwärmung gehandelt. Unser Onlineverhalten wird dabei oft vernachlässigt. 
Doch besonders neue digitale Trends brauchen Rechenpower: Streamingdienste, Blockchaintechnologien und die Auslagerung immer größerer Datenmengen in die Cloud verlangen Endgeräten und Rechenzentren immer mehr Rechenleistung ab. Mit einer einzelnen Google-Suchanfrage werden 0,2 Gramm CO2 verbraucht – pro Tag werden damit allein in Deutschland mehr CO2-Emissionen verursacht als durch den gesamten Flugverkehr an einem Tag. (1) Eine Veranschaulichung dieser Zahl bietet das Projekt CO2GLE (2) der Wissenschaftlerin und Künstlerin Joana Moll.

Wie hilft SEO bei der Nachhaltigkeit

Pro Gigabyte Datentransfer werden für die Online-Aktivitäten einer Person rund 475 Gramm CO2-Emissionen freigesetzt. Ein Gigabyte ist etwa so viel, wie 10 Minuten HD-Video schauen. Für die gleiche Umweltbelastung könnte man auch vier Kilometer mit einem PKW mit Verbrennungsmotor fahren. (3) Unter dieser Betrachtung ist sogar die Klimafreundlichkeit von Homeoffice fraglich. 

Mit Hilfe eines grünen Rechenzentrums können den Berechnungen von Wholegrain Digital zufolge, die Emissionen von Webseiten um rund neun Prozent reduziert werden. (4) Die Studien der Wissenschaftler*innen zu den CO2-Emissionen zu unserem Digitalkonsum bilden darüber hinaus die Grundlage des Website Carbon Calculator (5), ein Tool, welches den CO2-Fußabdruck von Webseiten ermittelt. Dafür wird die zu übertragende Datenmenge einer Webseite gemessen und überprüft, ob sie über ein mit Ökostrom betriebenes Rechenzentrum bereitgestellt werden. 

Um die Frage, warum wir grüne Webseiten brauchen, zu beantworten: im Zettabyte-Zeitalter verbrauchen wir so viele Daten wie noch nie – Tendenz steigend. Das ist nicht nur aus ökologischer Sicht problematisch, sondern stellt auch einen enormen Kostenfaktor für Unternehmen dar. Mit dem erhöhten Bedarf an Energie steigen also Kosten. Zu Zeiten der Energiekrise eine doppelte Belastung. Mit einem Umstieg auf grüne Energie kann mittelfristig gespart werden, insbesondere wenn der grüne Strom unabhängig von fossilen Brennstoffen erzeugt wird. 

Was SEO mit Nachhaltigkeit zu tun hat

Welche Bereiche einer Webseite, bzw. einer Suchanfrage genau dem Bereich SEO, also Suchmaschinenmarketing zuzuordnen ist, zeigt die folgende Abbildung.

Der CO2-Verbrauch wird nicht nur durch einzelne Suchanfragen bei Google erhöht, sondern bei jeder Datenübertragung im Internet. Je mehr Klicks ein User tätigt, desto mehr Energie wird hierbei verbraucht. Unter der Voraussetzung, dass ein User auf der Suche nach einer bestimmten Information ist, werden weniger Klicks benötigt, wenn die Suchergebnisse bestmöglich auf die Suchanfrage passen. Auf Webseiten, die für Suchmaschinen optimiert sind, erhalten User daher schneller die gesuchte Information.  

Ein Blick auf die Core Web Vitals von Google (Indikator in den Entwicklertools über die Geschwindigkeit einer Webseite) verrät schnell, wie gut eine Webseite im Bereich technisches SEO aufgestellt ist. Werden hier die Schwellenwerte eingehalten, wird bereits einiges an überschüssigen Emissionen eingespart. Der CO2-Fußabdruck einer Webseite kann jedoch um einiges kleiner werden. Dieses Ziel sollte nicht nur zuliebe der Umwelt erreicht werden: Die Nachfrage an echter Nachhaltigkeit von Konsument*innen wird lauter. Unternehmen, die hier gut aufgestellt sind, werden zukünftig den Wettbewerbsvorteil in diesem Bereich für sich nutzten können.

Technisches SEO

Neben Texten, Bildern und Überschriften hat der Aufbau eines Shops, bzw. einer Webseite einen großen Einfluss auf die Geschwindigkeit. Dabei merkt man als User*in, wenn eine Seite lange Ladezeiten benötigt, um Inhalte anzuzeigen. Dahinter steckt oftmals eine veraltete IT-Infrastruktur oder auch eine hohe Anzahl an verschiedenen Datenabfragen. Viele Webseiten schleppen darüber hinaus große Mengen an nicht genutztem Code mit sich herum. Daher kann das Entfernen von nicht genutztem CSS oder JSON (Programmiersprachen für das Design von Webseiten) helfen, eine Webseite schneller zu machen und die zu übertragende Datenmenge zu reduzieren. Im Hinblick auf die Core Web Vitals sollte dies generell das Ziel sein. Diese Reduktion ist meist aufwändig, da dafür Prozesse umstrukturiert bzw. die Konfiguration von Servern und HTML-Codes von Seitentemplates angepasst werden müssen. Aber der Aufwand lohnt sich: durch eine schnellere Seite verbessert sich das Google Ranking, sodass eine Seite besser gefunden wird. Damit erhöht sich u. a. die Kaufwahrscheinlichkeit, was direkt auf den Umsatz einzahlt. 

Mit den technischen SEO-Maßnahmen kann viel CO2 eingespart werden. Als weitere Einsparungsmaßnahmen ist hier die Indexierung von Seiten zu nennen: Seiten, die nicht von Google gecrawlt werden sollen, sollten als „no follow“ indexiert werden. So wird die Anzahl der zu durchsuchenden Seiten reduziert. 

Besonders bei Webshops machen Bilder und Videos einen großen Anteil der übertragenen Daten aus. Mithilfe komprimierter Bilddaten und das direkte Einbinden von Inhalten, wird die Anzahl an Übertragungen reduziert. Somit werden nicht nur Weiterleitungen und damit das Laden neuer Seite verhindert, sondern auch die Verweildauer auf der eigenen Webseite gesteigert – ein zusätzlicher Pluspunkt für das Google Ranking. 
Optimierungen können oftmals direkt im CMS und bereits bei der Vorbereitung von Icons, Bild- und Videodateien vorgenommen werden. Hier gibt es einige Systemlösungen am Markt, die vollautomatisierte Komprimierung je nach Device, Auflösung und CDN anbieten. Dies spart erneut CO2.

Das Tool Digital Bacon (6) kann dabei unterstützen, die größten Daten einer Webseite zu identifizieren: es zeigt u. a. welcher Dateityp den größten Anteil der Übertragungsdaten ausmacht sowie dessen Emissionsanzahl. Bei vielen Webseiten stehen hier Bilddateien an erster Stelle, die wie oben genannt ein enormes Optimierungspotential aufweisen. Beispielsweise kann durch die Umstellung von nicht optimierten jpg-Dateien auf webp-Bilder über 80 % des Datenvolumens eingespart werden. (7)

Modernes Design und passgenauer Content

Wer im Bereich Content und Design die SEO-Basics gut umsetzt, hat damit gleichzeitig einiges für die Reduktion seiner CO2-Emissionen getan. Content sollte nicht nach dem Prinzip „viel hilft viel“, sondern nach Qualitätskriterien erstellt werden. Zielgruppengerechter und passgenauer Content mit guten Inhalten setzt eine genaue Keyword Recherche voraus. 

Das Design einer Webseite ist ausschlaggebend dafür, wie schnell ein User den gewünschten Content erreicht. Je länger die Suche dauert, desto mehr Daten werden übermittelt. Umständlich gestaltete Webseiten sind für das Aufrufen von vielen Unterseiten verantwortlich. Landingpages mit hohen Absprungraten zeigen, welche Suchintention nicht bedient wurde. 

Der Bereich des B2B-SEO sollte ebenfalls nicht vernachlässigt werden, wenn es um das Thema nachhaltiges SEO geht: Hier gibt es meist mehr Entscheidungsträger*innen als im 2C-Bereich sowie spezifischere Keywords. Daher gibt es mehr Touchpoints anhand der Customer Journey. Diese sollte daher besonders gut beobachtet werden, um unnötige Klicks (und damit wieder Suchanfragen und dafür aufgewendete Energie) zu minimieren. 

Ein weiterer Aspekt stellt Local SEO dar. Hier können Unternehmen CO2 einsparen, indem sich Kund*innen in direkter Nähe erreichen und so ebenfalls nicht notwendige Suchanfragen reduzieren. Das ist beispielsweise gegeben, wenn eine Suchanfrage eine örtliche Intention haben (z. B. Speditionen oder Reparaturen an eigenen Maschinen).

Wie Daten am besten übertragen werden

Ökostrom ist eine Alternative, wie die benötigten Ressourcen für Datenübertragungen grüner gestaltet werden können. Google selbst nutzt Ökostrom und ist damit laut eigenen Angaben im Jahresschnitt weltweit der größte Abnehmer an erneuerbaren Energien. (8) Die Anbieter von Green Hosting nehmen gleichzeitig zu und die Nachfrage nach grünem Webseitenhosting wächst. Wenn ein kurzfristiger Umzug auf grüne Server nicht in Frage kommt, könnte jedoch die Kompensation der verursachten Emissionen eine Alternative darstellen. 

Mit der größte Hebel ist der Umstieg auf Glasfaser. Dies ist der emissionsfreundlichste Weg, um Daten zu übertragen. Für den privaten Gebrauch gilt: Daten über das WLan übertragen und die Nutzung des Mobilfunknetztes verringern. Im Vergleich zur „saubersten“ Übertragungsart Glasfaser verbrauchte das veraltete 3G (über das UMTS-Netz) das 45-fache an CO2 Emissionen. 

Effektivität im Fokus

Das Schlüsselwort hierbei heißt Reduktion. So einfach es klingt: Ressourcen, die nicht 24/7 benötigt werden, müssen auch nicht rund um die Uhr bereitgestellt werden. Wenn der Datenverbrauch weder reduziert noch durch umweltfreundlichere Ressourcen substituierbar ist, kann eine Kompensation der eigenverursachten Emissionen in Betracht gezogen werden. 

Fazit 

Die Möglichkeiten, eine Webseite nachhaltiger zu gestalten, sind zahlreich. Mit zunehmendem Bewusstsein von Konsument*innen und Unternehmen ist das Thema nachhaltige Webseiten und ein grünes Internet unausweichlich. 

SEO Check

  1. Die SEO-Basics bilden die Grundlage für eine Datenersparnis und sind daher der größte Hebel für die Reduktion von CO2-Emissionen. Ein vollständiges Audit ist die Grundlage für zielgerichtete Maßnahmen und um die „Low Hanging Fruits“ schnell zu ermitteln. 
  2. Konsument*innen werden sensibler für Themen wie Greenwashing. Das Thema „öko-Webseiten“ steck noch in den Kinderschuhen und bietet noch enormes Potential. Nachhaltigkeit für Webseiten wird daher immer relevanter werden
  3. Das Thema Nachhaltigkeit sollte daher beim nächsten Relaunch fest integriert werden. 
  4. Verbesserungen an der Webseite bedeuten sofortiges Einsparen von CO2. Besonders bei stark frequentierten Webseiten haben daher selbst kleinste Optimierungen eine große Wirkung. Wenn beispielsweise nur ein Gramm CO2 pro Page View eingespart werden kann, macht dies auf ein Jahr gesehen einen bedeutenden Unterschied. 

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