Expert*innen von der TextilWirtschaft, aber auch Dr. Heinemann von der Hochschule Niederrhein sind sich einig, dass das nur mit einer einheitlichen Strategie funktionieren kann. In Zeiten, in denen Nutzer*innen zu mehr als 50 % über mobile Kanäle Onlineshops nutzen, während sie auf der stationären Fläche einkaufen bzw. sich Inspiration holen, kann Online und Offline nicht (mehr) losgelöst voneinander betrieben werden.
Eine gleichzeitige Expansion von Online und Offline ist kaum zu schaffen, da Online-Wachstum meist (erstmal) auf den Umsatz der Fläche drückt, so Dr. Heinemann. Breuninger aus Stuttgart, aber auch Engelhorn aus Mannheim haben gezeigt, wie ein Online-Wachstum bei gleichzeitigem Betreiben von Einzelhandelsgeschäften gut funktionieren kann. Dabei profitieren beide von wenigen bzw. nur einem (Engelhorn in Mannheim) Geschäft und können damit die kannibalisierenden Umsätze minimieren. Gleichzeitig fokussieren sich die beiden Modehäuser mehrheitlich auf das Online-Wachstum und weiten ihre Storeflächen nicht zusätzlich weiter aus.
Es ist jedoch nicht gesagt, dass jeder Einzelhändler einen Onlinestore betreiben muss, um profitabel zu sein. Wenn der Fokus auf der Fläche liegt, muss diese jedoch gut betrieben und Kund*innenbedürfnisse verstanden und befriedigt werden. Die Corona-Pandemie hat zwar gezeigt, dass das Onlinegeschäft krisenfester ist, da es nicht von Ladenschließungen bedroht ist, allerdings ist der Aufbau eines guten Onlineshops zeitlich und finanziell sehr aufwändig. Auch die Konkurrenz und Vergleichbarkeit im Onlinegeschäft ist deutlich höher. Große Marken wie z. B. Nike oder Adidas drängen über D2C vermehrt selbst in den Markt und überlassen ihre Produkte immer weniger den Händlern. Beispiele, wie ein gutes Storekonzept funktionieren und wie der stationäre Handel für Kund*innen attraktiv gestaltet werden kann, zeigt die TextilWirtschaft regelmäßig in ihren Rubriken „Stores to Watch“ oder „Store des Tages“.
Ohne ein gutes Konzept wird das Betreiben von Stores und/oder Onlineshops in Zukunft immer schwieriger. Auch wenn es einfach ist, die Schuld für sinkende Umsätze im Einzelhandel, dem Onlinehandel in die Schuhe zu schieben, zeigen Studien und gute Store-Beispiele, dass dem nicht so ist. Kund*innen mögen nach wie vor das Shoppen im stationären Handel und das entsprechende Erlebnis. Da jede Person jedoch andere Bedürfnisse hat, reicht ein Konzept nicht, um die gesamte Kundschaft anzusprechen. Handel ist Wandel und nur wer bereit ist, sich ständig den aktuellen Kund*innenbedürfnissen anzupassen, hat eine Chance im umkämpften Markt zu bestehen.