Der Fachbereich ist der Treiber der Digitalen Transformation in modernen IT-Organisationen.
Anwender in den Fachbereichen werden immer selbstständiger. IT wird zu ihrem ständigen Begleiter, ihre Anforderungen an IT-Lösungen wachsen rasant. Gleichzeitig sind sie in der Lage, die für ihre Geschäftsanforderungen beste Lösung selbst auszuwählen und zu betreiben. Der Einsatz von Schatten-IT in den Fachbereichen belegt dies. Eine alternative Art der IT, in der die Fachbereiche unabhängig von der zentralen IT-Organisation handelt, ist somit schon längst auf dem Vormarsch. Ein Trend, der mit der steigenden Anzahl von Digital Natives in den Fachabteilungen noch zunehmen wird.
Die Fachbereiche befähigen
CIOs können diesen Trend ignorieren und die Fachbereiche weiter in die Schatten-IT treiben oder ihn nutzen und damit das Business zum Treiber der Veränderung in der digitalen Transformation machen. Damit Fachbereiche dabei compliant und ohne Risiko agieren, müssen sie befähigt werden. Mit einer neuen Richtlinie ist es aber nicht getan. Die Fachbereiche müssen konsequent in der IT-Strategie und -Organisation berücksichtigt werden.
Im zweiten Teil dieser Artikelreihe haben wir gezeigt, dass die bekannten IT-Organisationsmodelle an ihre Grenzen kommen. Wir benötigen deswegen ein neues Modell, welches wir an dieser Stelle einführen möchten. In diesem neuen Modell wird IT dort verantwortet, wo sie eingesetzt wird: Die IT wandert in die Fachbereiche.
Diese sollen frei über die benötigten IT-Services entscheiden, sie selbstständig einkaufen oder entwickeln, einsetzen und den Betrieb organisieren. Sie haben nicht mehr nur die Hoheit über die Business-Anforderung, sondern auch über die für die Umsetzung notwendige IT-Landschaft. Der Vorteil für die Fachbereiche wird hier deutlich: Wenn diese die für sie notwendige IT-Landschaft selbstständig aufbauen, profitieren sie vom maximalen Gestaltungsspielraum. Erst mit diesem Schritt können Fachbereiche alle für sie relevanten wesentlichen Entscheidungen selbstständig treffen, also inklusive der Entscheidungen über die eingesetzte IT. Der Zweck des Fachbereichs, beispielsweise das zu entwickelnde Produkt, rückt hier in den Fokus. Erst jetzt kann jede IT-Lösung, die für dieses Produkt benötigt wird, optimal darauf ausgerichtet werden. Das unternehmerische Handeln des Fachbereichs wird somit ganzheitlich und produktorientiert.
Für die zentralen IT-Organisationen sind dies schlechte Nachrichten. Denn deren Bedeutung nimmt ab. Wozu noch den „Flaschenhals“ zentrale IT-Abteilung, wenn der Fachbereich seine IT selbst bezieht? Eine zentrale IT-Organisation wird es nicht mehr geben. Damit sich der Fachbereich trotzdem auf die wesentlichen Aufgaben, nämlich Wertschöpfung und Marktdifferenzierung durch IT-Lösungen, konzentrieren kann, benötigt er mehrere starke Partner an der Seite. Es entwickelt sich ein IT-Ökosystem, welches das gesamte Unternehmen überspannt und die Fachbereiche bestmöglich dabei befähigt, sich auf deren Aufgaben und Ziele zu fokussieren.
Das IT-Ökosystem
In diesem Ökosystem sind drei neue Organisationseinheiten die wesentlichen Unterstützer des Fachbereichs.
- Die Foundational IT stellt als hochstandardisierter interner Shared Service Provider die Basis-IT zur Verfügung, die weder zur Marktdifferenzierung noch zur Wertschöpfung beiträgt, jedoch zwingend notwendig ist. Die Foundational IT sichert so die Rahmenbedingungen, der Fachbereich nutzt diese Basis, um Mehrwerte zu schaffen. Weiter Details zur Foundational IT beschreiben wir im fünften Teil dieser Artikelreihe.
- Das Business IT Competence Center unterstützt die Fachbereiche bei der Auswahl und Umsetzung von innovativen IT-Fähigkeiten und stellt unternehmensweite Synergien sowie die Umsetzung der übergreifenden Unternehmens- und IT-Strategie sicher. Für weitere Details soll an dieser Stelle an Teil 6 dieser Artikelreihe verwiesen werden.
- Das CIO Office bündelt zentrale (IT-)Managementkompetenzen in Vorstandsnähe und wacht über das gesamt IT-Ökosystem. Die Rolle des/der CIO verändert sich dabei. Da die IT in das gesamte Unternehmen diffundiert, muss der/die CIO nun auch die IT-Kompetenz im gesamten Unternehmen verantworten und entwickeln, nicht nur den zentralen IT-Bereich. Siehe dazu auch Teil 7 dieser Artikelreihe.
Eine konsequente Dezentralisierung der IT in die Fachbereiche ist nicht immer sinnvoll. Einige Services sollten den Fachbereichen direkt zur Nutzung angeboten werden. Diese Aufgaben übernimmt das Ökosystem. Eine Dezentralisierung ist aber umso zweckmäßiger, wenn fachspezifisches Know-how mit geringen Abhängigkeiten zu anderen Abteilungen erforderlich ist, eine hohe Dynamik in der Weiterentwicklung existiert und die Time-to-Market ein kritischer Erfolgsfaktor ist sowie, wenn die Dezentralisierung die kosteneffizientere Alternative ist. Das beschriebene Modell ermöglicht somit sowohl größtmögliche Autonomie und Gestaltungsfreiheit für die Fachbereiche als auch eine optimale Unterstützung und Befähigung.
Bei zunehmender Autonomie der Fachbereiche steigt aber gleichzeitig auch deren Verantwortung bei der der IT-Erbringung. Fachbereiche werden in IT-Know-how investieren und sich in die unternehmensweite IT-Organisationen integrieren müssen. Dieser Change erfordert Mut, ist langfristig aber unumgänglich.
Unser Ansatz zur modernen IT-Organisation
Im Whitepaper „Moderne IT-Organisation“ präsentieren wir einen Vorschlag für eine IT-Organisation, welche die Stärken der bekannten Modelle miteinander kombiniert, ohne dabei die Schwächen mit einzubeziehen. Wesentliches Gestaltungsmerkmal ist, dass die IT hauptsächlich dort verantwortet wird, wo sie benötigt wird. Die Fachbereiche werden befähigt, ihre IT selbstständig zu verantworten und zu betreiben. Damit ihnen diese Herausforderung gelingt, können sie auf ein Ökosystem bauen, welches die Fachbereiche dabei unterstützt, Wertschöpfung und Marktdifferenzierung durch IT-Leistungen zu erzielen.
Wir möchten die wesentlichen Designfaktoren für moderne IT-Organisationen an unserem Vorschlag beschreiben. Dabei sind je nach spezifischen Situationen im Unternehmen einige Gesichtspunkte relevanter als andere. Wir möchten mit dem Paper und dieser Artikelserie zum Diskurs einladen.
Kontaktieren Sie uns, wenn Sie daran teilhaben möchten!