Status Quo – IT im Zwiespalt zwischen Innovation und Effizienz
Die IT war lange Zeit Innovationstreiber im Unternehmen. Als IT sich dann mehr und mehr etabliert hat, wurde sie zunehmend standardisiert und industrialisiert. Innovationsfähigkeit war nicht mehr gefragt, stattdessen wuchs der Wunsch nach Effizienz. Die dafür notwenigen Strukturen haben sich über die Jahre gefestigt. Nun soll die IT wieder innovativ sein. Wie soll das gehen? Im Status Quo sind die Anforderungen und Herausforderungen in der IT so überwältigend, dass Optimierungsmaßnahmen und kleine Restrukturierungen nicht mehr helfen. Es hilft nur eines: IT neu denken.
IT-Organisation im Wandel der Zeit
In den 1950er Jahren wurden die ersten Großrechner im militärischen Kontext und in Forschungseinrichtungen eingesetzt. Der wesentliche Vorteil war, dass sie deutlich schneller rechnen konnten als der Mensch. Darüber hinaus war der Funktionsumfang jedoch sehr eingeschränkt und bezog sich ausschließlich auf gut strukturierte Problemstellungen. Bald darauf konnte sich schon der PC etablieren und die Produktivität in allen Unternehmensbereichen stark steigern. Textverarbeitung und Tabellenkalkulation setzten sich durch, die E-Mail veränderte die Kommunikation grundlegend. Für damalige Verhältnisse war diese Entwicklung atemberaubend. Die Bedeutung der IT-Organisation im Unternehmen wuchs. Schließlich wurden die meisten Unternehmen mehr und mehr abhängig von funktionierenden IT-Systemen und konnten mit einer effektiven Nutzung von IT Produktivitätssteigerungen und somit Wettbewerbsvorteile erzielen. IT-Organisationen waren innovativ und optimierten proaktiv unternehmerische Abläufe.
In den folgenden Jahren wurde die IT industrialisiert und für alle Unternehmen gleichermaßen verfügbar und kostengünstig. IT-Organisationen sollten sich darauf konzentrieren, die Anforderungen der Fachbereiche möglichst effizient und kostengünstig in IT-Services zu überführen und den Anwendenden im Fachbereich oder dem externen Kunden zur Verfügung zu stellen. Obwohl der Mehrwert durch IT offensichtlich war, sollten Investitionen in IT minimiert werden, weil IT selbst keine Wettbewerbsvorteile böte. IT sei zwar geschäftskritisch, aber ähnlich wie der Strom aus der Steckdose mittlerweile „Commodity“. Große Aufmerksamkeit erhielt in diesem Zusammenhang der Artikel „IT doesn’t matter“ des US-amerikanischen Autors und Wirtschaftsjournalisten Nicholas G. Carr.
IT-Organisationen fanden sich anschließend in der Rolle des reaktiven Dienstleisters wieder. Eine Spätfolge der Industrialisierung der IT. Schließlich wurde sie viele Jahre genau dahingehend optimiert, IT-Services im Sinne der Fachbereiche umzusetzen und zu betreiben. Noch heute werden IT-Organisationen daran gemessen, wie gut (=effizient) sie diese Aufgabe meistern.
IT-Organisationen im Zwiespalt zwischen Innovation und Effizienz
Erst seit kurzem sollen IT-Organisationen wieder proaktiv handeln und die für die Fachbereiche so wichtigen digitalen Innovationen vorantreiben. Die Fähigkeit, Innovation zu ermöglichen, wurde den IT-Organisationen aber während der Industrialisierung der IT mühsam abtrainiert. Die digitale Transformation, in der wir uns aktuell befinden, betrifft also nicht nur die Fachbereiche, die den Sprung in eine moderne, digitale Welt schaffen müssen. Auch die IT-Organisationen müssen sich neu erfinden und ihre eigene organisatorische Transformation durchlaufen. Schließlich ist fraglich, ob die Strukturen, die in der Industrialisierung der IT funktioniert haben, auch in der heutigen Zeit noch die richtigen sind.
Die IT-Organisationen haben diesen Zwiespalt zwischen Innovation und Effizienz natürlich längst erkannt und versuchen gegenzusteuern. Das Business IT Alignment, kann im Nachhinein als erstes Anzeichen gewertet werden, dass IT und Fachbereich voneinander abdriften und IT-Organisationen nicht mehr optimal aufgestellt sind. Längst haben die Verantwortlichen verstanden, dass nur regelmäßige Abstimmung nicht ausreicht. IT und Fachbereich müssen stattdessen miteinander verzahnt werden. So hat sich beispielsweise das Requirements Engineering, welches sicherstellt, dass die Anforderungen der Fachbereiche richtig verstanden werden, zu einer wichtigen Disziplin entwickelt. Um dann noch zu gewährleisten, dass die Anforderungen im Projekt auch im Sinne der Fachbereiche umgesetzt werden, wurden Product Owner aus den Fachbereichen benannt, die die IT-Aktivitäten priorisieren und überwachen. Auch das IT-Innovationsmanagement wurde in den letzten Jahren professionalisiert und beschäftigt viele IT-Verantwortliche. Fachbereiche und IT nähern sich also an.
All das sind Optimierungen des Status Quo. Wirklich neue Modelle konnten sich bisher jedoch nicht etablieren. Die bimodale IT, also die Zweiteilung der IT-Organisation in eine schnelle und eine sichere Einheit, die ursprünglich von Gartner propagiert wurde, konnte sich nicht flächendeckend durchsetzen. Die agile IT hat seine Daseinsberechtigung, spielt ihre Stärken aber insbesondere im produktorientierten Software-Business aus.
Die Lösung ist noch nicht in Sicht
Nun stehen wir an einem Wendepunkt und haben keinen Konsens über die optimale Lösung. IT ist unverzichtbar und allgegenwärtig für den unternehmerischen Erfolg. Die Strukturen in IT-Organisationen erinnern aber noch allzu häufig an die Jahrtausendwende, die perfekte Lösung ist nicht in Sicht. Ein Dilemma für jeden IT-Verantwortlichen und eine besondere Herausforderung zugleich. Es wird deutlich, dass einheitliche Lösungen (wie „Plan-Build-Run“) zukünftig nicht funktionieren werden. Stattdessen müssen Lösungen individuell auf die spezifischen Gegebenheiten im Unternehmen angepasst werden.
Es werden Ansätze benötigt, die Innovation und Effizienz miteinander verbinden, Innovation vielleicht sogar effizient machen oder Effizienz durch Innovation ermöglichen. Gleichzeitig müssen die Fachbereiche noch enger eingebunden werden. Vor dem Hintergrund, dass in den letzten Jahren massiv in die digitale Transformation investiert wurde, müssen zudem ausgeuferte IT-Umgebungen wieder konsolidiert, Komplexität reduziert und Kosten gesenkt werden. Die Erkenntnis, dass der Erfolg der digitalen Transformation häufig hinter den Erwartungen zurückbleibt, genau dieser Erfolg aber von existenzieller Bedeutung für die Unternehmen ist, erhöht den Druck auf den oder die CIO zusätzlich.
Es verfestigt sich der Eindruck, dass die vorhandenen IT-Organisationsmodelle nicht mehr die notwendigen Strukturen bieten. Etablierte IT-Organisationsmodelle müssen deswegen hinterfragt werden. Die Szenarien, in denen ihr Einsatz sinnvoll ist, verringern sich von Jahr zu Jahr. IT-Organisationen müssen sich erneut an die Gegebenheiten der modernen Welt anpassen. IT-Organisationen müssen modern werden, um zukünftig noch ein verlässlicher und starker Partner des Fachbereichs sein zu können.
Unser Ansatz zur modernen IT-Organisation
Im Whitepaper „Moderne IT-Organisation“ präsentieren wir einen Vorschlag für eine IT-Organisation, welche die Stärken der bekannten Modelle miteinander kombiniert, ohne dabei die Schwächen mit einzubeziehen. Wesentliches Gestaltungsmerkmal ist, dass die IT hauptsächlich dort verantwortet wird, wo sie benötigt wird. Die Fachbereiche werden befähigt, ihre IT selbstständig zu verantworten und zu betreiben. Damit ihnen diese Herausforderung gelingt, können sie auf ein Ökosystem bauen, welches die Fachbereiche dabei unterstützt, Wertschöpfung und Marktdifferenzierung durch IT-Leistungen zu erzielen.
Wir möchten die wesentlichen Designfaktoren für moderne IT-Organisationen an unserem Vorschlag beschreiben. Dabei sind je nach spezifischen Situationen im Unternehmen einige Gesichtspunkte relevanter als andere. Wir möchten mit dem Paper und dieser Artikelserie zum Diskurs einladen.
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