Artikel von
Bastian Witte
Management Consultant
Dienstleister:innen in Digitalisierungsprojekten
Dienstleistersteuerung. Teil 2 unserer Artikelreihe.

Der Cassini-Ansatz zur effizienten und nachhaltigen Dienstleistersteuerung

In jeder Phase des Dienstleiser-Lebenszyklus gibt es Ausprägungsmerkmale oder sog. „Regler“ zur Steuerung von Dienstleistern (DL). Der Cassini Dienstleister-Steuerungs-Ansatz stellt dabei ein flexibles Modell für die sachgerechte Dienstleister-Steuerung und ein mögliches Kooperationsmodell zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer dar.

Die Mischung macht's

Dienstleister-Steuerung gelingt im Projekt, wenn die für den individuellen Projektkontext richtige „Abmischung“, d. h. die optimale Konfiguration der Steuerungsgrößen gefunden wird. Das Modell lässt sich je nach Größe und Umfang des betrachteten Projektes sowie der sich ändernden Rahmenbedingungen variieren und skalieren. Folgende Abbildung soll Ihnen einen Überblick über die aus unserer Sicht wichtigsten Dimensionen der Dienstleister-Steuerung vermitteln.

Regler zur Dienstleistersteuerung

Im Folgenden betrachten wir die fünf Regler näher:

Vertragstyp: Grundsätzlich lässt sich hier zwischen zwei Typen unterscheiden – der Vergütung zum Pauschalfestpreis, was auch als „Gewerk“ bezeichnet wird, sowie der Vergütung nach Aufwand, welche als „Zeit & Material“ häufig bei der Erbringung von Dienstleistungen eingesetzt wird.

Bezugsstrategie: Je nach identifiziertem Bedarf, Risikoaffinität des Auftraggebers und Angebot am Markt kann eine Single-Vendor- (auch im Sinne eines Generalunternehmers) oder eine Multi-Vendor-Strategie verfolgt werden. Im ersten Fall ergibt sich aufgrund des Single Point of Contact zum Dienstleister eine stringente Steuerungsbeziehung (geringe Komplexität). Mit jedem weiteren beauftragten Dienstleister nimmt jedoch die Steuerungskomplexität zugunsten einer breiteren Risikostreuung zu.

Vorgehensmodell: Vorgehensmodelle unterstützen hinsichtlich der Strukturierung, und damit der erfolgreichen Realisierung von Projekten. Die beiden Extremausprägungen sind die klassischen Wasserfall-Vorgehen auf der einen und agile Vorgehensmodelle auf der anderen Seite. Im ersten Fall steht das Ergebnis von vornherein fest, die Steuerung kann zielgerichtet erfolgen, mündet jedoch in geringe Flexibilität. Beim iterativen Vorgehen fällt das „Abhaken“ von Anforderungen schwerer, lässt jedoch auch bei neuen Anforderungen mehr Flexibilität hinsichtlich Priorisierung und Steuerung zu.

Mandatierung des Dienstleisters: Welchen Auftrag soll der Dienstleister im Interesse seines Auftraggebers ausführen? Welche Kompetenzen werden ihm innerhalb seines Wirkungsfeldes zugestanden? Diese Fragestellungen und die daraus resultierenden Gestaltungs- und Steuerungskompetenzen regelt die Mandatierung des Dienstleisters und bietet neben den vertraglichen Bedingungen den gestalterischen Rahmen, in welcher Intensität und Rolle der Dienstleister zur erfolgreichen Umsetzung seines Mandats in die Organisation des Auftraggebers zu integrieren ist.

Integration des Dienstleisters: Die Integration wird zum Beispiel von der Bereitstellung von Informationen an die Dienstleister, der Verankerung in Prozesse oder auch der gegenseitigen Feedbackkultur beeinflusst.

Einzelne Regler (Vorgehensmodell, Mandatierung, Integration) entfalten je nach Phase, in der sich die Dienstleisterbeziehung befindet, unterschiedliche Wirkung und können durchaus zwischen ihren Maximalausprägungen variiert und der Projektentwicklung angepasst werden. Bei den Reglern Vertragsart und Bezugsstrategie ist dies nur unter hohen Opportunitätskosten möglich, da hier im Extremfall die Phase der Beschaffung erneut durchlaufen werden muss. Hierbei gehen wir von fixen Konfigurationen über die Projektlaufzeit aus. Die folgende Abbildung beschreibt die Wirksamkeit der einzelnen Steuerungsgrößen in den verschiedenen Phasen des Lebenszyklus.

Das Vorgehensmodell, die Mandatierung und die Integration des Dienstleisters bieten hohe Freiheitsgrade in der Anpassung an die Projektstruktur. So kann sich bspw. ein hybrides Vorgehen im Projektverlauf als geeigneter erweisen als ein Wasserfall-Vorgehen. Dabei sollten stets die vertraglichen Rahmenbedingungen berücksichtigt werden. Ein Dienstleister kann sich als besonders leistungsfähig und vertrauenswürdig erweisen, sodass ihm infolge mehr Entscheidungs- bzw. Ermessensfreiheit im Rahmen seines (Beratungs-)Mandates eingeräumt wird. Um sachgerechte Entscheidungen hinsichtlich der Konfiguration unserer fünf Regler zu ermöglichen, beleuchten wir in den folgenden Abschnitten Vor- und Nachteile der jeweiligen Extremausprägungen sowie etwaiger Mischformen.

In den folgenden Artikeln dieser Artikelreihe gehen wir auf die einzelnen Steuerungsgrößen ein und wenden diese anschließend in einem Praxisbeispiel an.

Die Artikelreihe im Überblick

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